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Positive Verstärkung: Die große Frage im Hundetraining: Gibt es den einen richtigen Weg? 

Aktualisiert: 27. März


Johannes & Shiva - Draußen zuhause
Johannes & Shiva - Draußen zuhause

Im heutigen und ersten Artikel steigen wir gleich richtig tief ein und behandeln gleich 3 Säulen aus unserer W.O.L.F. + Erfolgsformel der Mensch-Hund-Harmonie, die euch zu einer glücklichen Beziehung führen. Im heutigen Artikel geht es um das W, das O und das + unserer Erfolgsformel. Das W steht für wissenschaftlich systemisches Training, das O steht für optimale Kommunikation und das + steht für Vertrauen und Empathie.


Kaum ein Thema sorgt in der Welt des Hundetrainings für so viele Diskussionen wie die Wahl der richtigen Methode. Hundehalter:innen, Trainer:innen und Experten:innen debattieren leidenschaftlich darüber, welche Technik die beste ist – die eine, die immer funktioniert und immer recht hat. Doch gibt es sie überhaupt, diese universelle Trainingsmethode, die jeden Hund zuverlässig zum gewünschten Verhalten führt?


In unserem ersten Artikel von WolfSpirit nehmen wir dich mit auf eine spannende Reise in die Welt der unterschiedlichen Trainingsmethoden. Wir beleuchten nicht nur ihre Stärken, sondern auch ihre Grenzen und zeigen dir, was du über diese modernen Trainingsmethoden wissen solltest. Für eine harmonische und erfolgreiche Zusammenarbeit mit deinem Hund! 

Die erste Frage die wir klären dürfen ist: 


Was ist Lernen überhaupt?


Lernen ist ein grundlegender Prozess, durch den Hunde – genau wie wir Menschen – neue Verhaltensweisen, Fähigkeiten und Informationen aufnehmen und speichern. Es bezeichnet die Fähigkeit, durch Erfahrungen, Beobachtungen und Konsequenzen das eigene Verhalten anzupassen. Lernen kann bewusst oder unbewusst, schnell oder über einen längeren Zeitraum hinweg stattfinden.

Die Wissenschaft unterscheidet zwei Hauptarten des Lernens: nicht-assoziatives Lernen und assoziatives Lernen. Diese beiden Lernformen beeinflussen, wie Hunde ihre Umwelt wahrnehmen und darauf reagieren.


Nicht-assoziatives Lernen: Gewöhnung und Sensibilisierung


Das nicht-assoziative Lernen beschreibt Prozesse, die ohne direkte Verknüpfung zwischen zwei Ereignissen stattfinden. Dazu gehören die Habituation (Gewöhnung) und die Sensitivierung (Sensibilisierung).


  1. Habituation – Die Kunst, Dinge zu ignorieren

Habituation ist eine einfache Form des Lernens, bei der sich ein Hund an wiederholte Reize gewöhnt, die weder positiv noch negativ für ihn sind. So spart er Energie, indem er unwichtige Umweltreize ausblendet.


Beispiel: Ein Welpe reagiert in den ersten Tagen vielleicht schreckhaft auf Straßenlärm oder eine flatternde Plastikplane. Doch mit der Zeit merkt er, dass diese Dinge keine Gefahr darstellen – er gewöhnt sich daran und ignoriert sie.


  1. Sensitivierung – Wenn ein Reiz immer stärker wirkt

Sensitivierung ist das Gegenteil der Gewöhnung: Statt einen Reiz auszublenden, reagiert der Hund immer sensibler darauf. Dies geschieht oft bei intensiven oder bedrohlichen Reizen.


Beispiel: Ein Hund erschrickt bei einem lauten Knall (z. B. Feuerwerk) und wird in Zukunft immer empfindlicher auf Geräusche reagieren – selbst auf leisere Geräusche, die ihn vorher nicht gestört haben.


Diese beiden Prozesse – Gewöhnung und Sensibilisierung – laufen vollkommen unbewusst ab. Sie passieren automatisch, rund um die Uhr, ohne dass wir oder unser Hund aktiv darüber nachdenken müssen. Jeder Tag, jede neue Erfahrung formt das Verhalten des Hundes und beeinflusst, wie er auf seine Umwelt reagiert.


Das Gehirn eines Hundes ist dabei hoch anpassungsfähig – ein Phänomen, das als Neuroplastizität bezeichnet wird. Das bedeutet, dass das Gehirn lebenslang dazu in der Lage ist, neue Verbindungen zu schaffen, sich an Veränderungen anzupassen und aus Erfahrungen zu lernen. Egal ob Welpe oder Senior, Hunde sind ständig dabei, ihre Umwelt zu analysieren und Reize zu bewerten.


Assoziatives Lernen: Verknüpfungen schaffen


Beim assoziativen Lernen verknüpft der Hund zwei Ereignisse miteinander. Dies geschieht in zwei Formen:


  1. Klassische Konditionierung (Pawlow) 

Der Hund lernt, dass ein bestimmter Reiz eine bestimmte Reaktion auslöst.


Beispiel: Das kennen wir alle aus der Schule, wenn jedes Mal vor dem Futtergeben eine Glocke klingelt, verbindet der Hund das Geräusch mit Futter und beginnt zu speicheln. Oder ein Beispiel aus der Praxis: Wenn wir mit dem Hund ein Markersignal (Ankündigung einer Belohnung) trainieren, dann konditioniert unser Hund ein Signal (Markerwort oder Klickgeräusch) mit Futter.


  1. Operante (instrumentelle) Konditionierung (Skinner)


Die operante Konditionierung ist eine Form des Lernens, bei der es um die Konsequenzen eines Verhaltens geht. Der Hund lernt, dass sein eigenes Handeln bestimmte Folgen hat:


Angenehme Folgen 

→ Verhalten tritt häufiger auf.

Unangenehme Folgen

→ Verhalten wird seltener gezeigt oder ganz eingestellt


Im Gegensatz zur klassischen Konditionierung, bei der eine Verknüpfung zwischen zwei Reizen entsteht (z. B. Glocke + Futter), kann der Hund bei der operanten Konditionierung sein Verhalten aktiv beeinflussen.


Die Motivation des Hundes spielt eine entscheidende Rolle im Lernprozess: Je attraktiver die Belohnung oder unangenehmer die Konsequenz, desto eher wird er ein Verhalten wiederholen oder vermeiden. Damit das Training wirksam ist, müssen Timing und Konsequenz genau abgestimmt sein – denn nur wenn die Reaktion unmittelbar auf das Verhalten folgt, kann der Hund die Verbindung richtig herstellen.


Beispiel: Setzt sich ein Hund und erhält dafür ein Leckerli, wird er dieses Verhalten in Zukunft häufiger zeigen. Läuft er auf die Straße und wird dabei laut angeschrien, wird er dieses Verhalten eher vermeiden, vorausgesetzt er versteht den Zusammenhang mit der Straße.


Belohnen oder Bestrafen – Der ewige Konflikt im Hundetraining


Nun sind wir mitten im Thema. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, das Verhalten eines Hundes bewusst zu beeinflussen:


  1. Belohnung – Zeigt der Hund ein gewünschtes Verhalten und wird dafür belohnt, tritt es häufiger auf.

  2. Bestrafung – Zeigt der Hund ein unerwünschtes Verhalten und wird dafür bestraft, tritt es seltener auf.


Rein theoretisch führen beide Methoden zum Ziel – doch warum gibt es dann so hitzige Diskussionen darüber?


Viele Menschen empfinden Bestrafung als den intuitiveren Weg. Wir sind es aus unserer Gesellschaft gewohnt, Fehlverhalten zu rügen, anstatt erwünschtes Verhalten aktiv zu fördern. Wer in einer älteren Generation aufgewachsen ist, kennt es vielleicht noch aus der eigenen Kindheit: Kinder wurden für Fehlverhalten bestraft, während gutes Verhalten oft als selbstverständlich angesehen und kaum gelobt, sondern eher ignoriert wurde. Das gleiche Prinzip überträgt sich oft unbewusst auf den Umgang mit Hunden.


Doch was hat diese Art der Erziehung wirklich bewirkt?


Wer aus eigener Erfahrung spricht, weiß: Strafe mag kurzfristig das Verhalten verändern, aber sie schadet der Beziehung zwischen dem Lernenden und dem Bestrafenden und sie führt eher zu Widerstand und Trotz. Sie basiert auf Angst, Unterdrückung, Machtausübung und dem Vermeiden unangenehmer Konsequenzen – nicht auf echter Empathie, Vertrauen und intrinsischer Motivation. 



Die Wissenschaft hat das Ruder herumgerissen.

Genau an diesem Punkt hat die Wissenschaft das Ruder herumgerissen. Zahlreiche Studien belegen, dass positive Verstärkung zu besseren und nachhaltigeren Lernergebnissen führt. Warum? Weil ein Lernender – sei es ein Hund oder ein Kind – sein volles Potenzial entfaltet, wenn er für sein Engagement belohnt und bestätigt wird, anstatt Angst vor Fehlern und Konsequenzen haben zu müssen. Statt sich auf Strafe zu konzentrieren, darf es also darum gehen, den Hund so zu motivieren, dass er aus eigener Freude und innerem Antrieb heraus das gewünschte Verhalten zeigt.


Im Hundetraining arbeiten wir mit verschiedenen Wertigkeiten von Belohnungen. Somit können wir maximal gewünschtes Verhalten maximal belohnen, also das Verhalten maximal verstärken

Der Hund zeigt gutes gewünschtes Verhalten, er bekommt liebevolle Worte. 

Der Hund zeigt sehr gutes gewünschtes Verhalten, er bekommt seine Lieblings-Leckerlis. 

Der Hund zeigt ultra perfektes gewünschtes Verhalten, er bekommt seinen Ball. 

Wenn der Hund nach einiger Zeit dieses Belohnungswertigkeitsverfahren verstanden hat, bringt der Hund den intrinsischen Anreiz mit, immer maximal belohnt zu werden und zeigt somit immer das ihm bestmögliche Verhalten. 

Dabei im Gegensatz zur Strafe, denn hier zeigt der Hund immer nur das nötigste Verhalten, um nicht bestraft zu werden beziehungsweise den unangenehmen Konsequenzen aus dem Weg zu gehen. 

Dieser feine, aber entscheidende Unterschied beeinflusst das Lernergebnis und die Qualität der Mensch-Hund-Beziehung maximal.



Wie komme ich nun aus meinen festen Denkmustern zu einem positiven Trainingsansatz?


Der erste Schritt: Unser eigener Fokus darf sich verändern


Bevor wir unseren Hund auf wissenschaftlich moderne Weise trainieren können, dürfen wir zuerst bei uns selbst ansetzen. Denn unser Fokus – geprägt durch unsere Erziehung und gesellschaftliche Normen – liegt eben auf dem, was falsch läuft. Wir sind darauf programmiert, Fehlverhalten zu korrigieren, Fehler zu bestrafen und sofort einzugreifen, wenn etwas nicht unseren Erwartungen entspricht. Doch genau hier liegt der Schlüssel: Wir MÜSSEN umlernen. 


Ich spreche aus eigener Erfahrung. Auch ich musste erst verstehen, wie tief dieser Mechanismus in mir verwurzelt war. Heute bin ich unendlich dankbar, dass ich diesen Wandel vollziehen durfte – aber der Weg dorthin war nicht einfach.


Meine eigene Hundin, eine verhaltenskreative und eigensinnige Huskydame, war ein Jahr lang oft der Mittelpunkt meiner Frustration.



Ich versuchte, sie mit Meckern, Schimpfen und Strafen zu erziehen, ja, ab und zu gab es auch mal ein Leckerli. Wir hatten eine „okay“ funktionierende Beziehung – aber wirklich harmonisch war sie nicht. Ich dachte, ich müsste nur „konsequent genug“ sein, doch in Wahrheit erzeugte ich vor allem eins: Druck und eine belastete Beziehung. 



Mein persönlicher Tiefpunkt kam, als sie eines Tages, sie war knapp ein Jahr alt, viermal hintereinander Menschenscheiße fraß – und sich beim vierten Mal auch noch darin wälzte. Das war zu viel für mich. Ich verlor die Beherrschung und trat ihr aus Wut in den Arsch. Bis heute schäme ich mich für diesen Moment und doch bin ich dankbar, weil hier unser Wendepunkt begann. 


Zwei Wochen lang hatte sie Angst vor mir. Sie wich mir aus, suchte keinen Blickkontakt mehr, kam nicht mehr in meine Nähe, ließ sich nicht mehr anfassen. Ich fühlte mich elend und war zutiefst verzweifelt. 

Und dann wurde mir etwas klar: Ich war in genau der gleichen Sackgasse gelandet, in der ich selbst als Kind gesteckt hatte. Ich war mit Druck, Macht und Strafe erzogen worden – und jetzt stand ich als Täter auf der anderen Seite. Mir wurde bewusst: Das kann nicht die Basis einer vertrauensvollen Beziehung sein. Das ganze Konzept ist im Kern schon falsch. Das Mindset ist das Falsche. 


Ein neuer Weg beginnt im Kopf – Die Kraft der positiven Verstärkung


Ich war verzweifelt. Ich wollte es anders machen. Aber wie?


Also begann ich zu suchen. Ich recherchierte, sprach mit anderen Hundehalter:innen, probierte verschiedene Ansätze aus – und dann stieß ich auf die Methode der positiven Verstärkung. Ich las wissenschaftliche Artikel, setzte das Gelernte in die Praxis um und erlebte erste Erfolge, unsere Beziehung fing an sich zu verändern, es entstand eine Bindung - eine emphatische Vertrautheit. Doch ich wollte mehr wissen, wollte verstehen, warum genau diese Methode so wirkungsvoll ist. Also entschied ich mich für eine fundierte Ausbildung bei der IHK in Potsdam – eine Entscheidung, die nicht nur meine Sicht auf das Hundetraining, sondern mein ganzes Denken verändert hat, im Kern fand eine Transformation statt. 


Heute möchte ich dich mit auf diese Reise nehmen. Ich möchte dir zeigen, dass es einen besseren, nachhaltigeren und harmonischeren Weg gibt – einen Weg, der nicht nur deine Beziehung zu deinem Hund verbessert, sondern auch deine Perspektive auf das Leben verändert. Denn wenn du einmal begonnen hast, die Grundannahme der Verhaltensbiologie: dass ein Lebewesen in einer Situation immer das ihm bestmögliche Verhalten zeigt, richtig zu verinnerlichen und du anfängst die Welt durch die Brille der positiven Verstärkung zu sehen, wirst du nicht nur deinen Hund, sondern auch dich selbst und deine Mitmenschen mit anderen Augen betrachten.


Alles beginnt in deinem Kopf


Der Weg zu einer glücklichen und vertrauensvollen Beziehung mit deinem Hund beginnt nicht mit einem Trick, einer bestimmten Methode oder einer Technik. Er beginnt in deinem Kopf, in deiner Einstellung. Dein Mindset macht den Unterschied.


Heute kann ich sagen: Dank der positiven Verstärkung habe ich einen völlig neuen Hund. Unsere Beziehung basiert nicht mehr auf Druck oder Frustration, sondern auf gegenseitigem Vertrauen, Verständnis und Kooperation, wir haben eine Bindung entwickelt. Und das alles, weil ich mein Denken verändert habe.

Die wichtigste Frage, die ich mir nun stelle, lautet nicht mehr:


 ❌ „Was macht mein Hund falsch?“


 Sondern


 ✅ „Was möchte ich, dass mein Hund stattdessen tut?“


Das verändert alles. Denn wenn wir ein unerwünschtes Verhalten sehen, sagen wir nicht mehr  „Nein! Tu das nicht!“, sondern wir bieten unserem Hund eine sinnvolle Alternative an – eine, die er verstehen und ausführen kann. Natürlich eine, die wir gegebenenfalls vorher trainiert haben. 


Ein Beispiel aus dem Alltag


Statt: „Nein! Lauf nicht auf den Radweg!“

Besser: „Rechts!“ oder „Links!“ – also eine klare, trainierte Richtungsanweisung.


Statt: Dein Hund rennt voller Aufregung auf ein freilaufendes Kind zu und du brüllst panisch „NEIN!“

Besser: Du rufst ruhig ein zuvor trainiertes Alternativverhalten ab, z. B. „Halt!“, „Kehrt!“, „Sitz!“ – und dein Hund weiß genau, was zu tun ist.



🪄 Die Magie der positiven Verstärkung 🧙


Der wahre Zauber der positiven Verstärkung liegt in der Veränderung deiner Perspektive. Anstatt dich auf das unerwünschte Verhalten zu konzentrieren, lenkst du deine Aufmerksamkeit auf das, was du dir stattdessen wünschst – und genau das macht den entscheidenden Unterschied.

Diese Denkweise geht weit über das Hundetraining hinaus. Wenn du beginnst, dich generell auf Lösungen statt auf Probleme zu fokussieren, verändert sich nicht nur das Verhalten deines Hundes, sondern auch deine eigene Wahrnehmung. Dein Blick auf Herausforderungen, Beziehungen und sogar auf dich selbst wird positiver. Es ist mehr als nur eine Trainingsmethode – es ist eine Haltung, die dein gesamtes Leben bereichern kann.


Sobald du beginnst, positives Alternativverhalten bewusst zu fördern, wirst du feststellen: Dein Hund verändert sich – und eure Beziehung wächst auf eine ganz neue, tiefere und vertrauensvolle Ebene.


Die positive Verstärkung ist aber nicht die einzige Möglichkeit, das Verhalten eines Hundes zu formen. Wir wollen in diesem Artikel ja schließlich aufklären über das gesamte Bild der Möglichkeiten. Tatsächlich gibt es vier grundlegende Wege, um Einfluss auf Verhalten zu nehmen.


Das Modell der 4 Quadranten – Wie Verhalten beeinflusst wird


Natürlich hat die Wissenschaft ein klares Modell entwickelt, um zu erklären, wie Verhalten geformt und beeinflusst wird. Zugegeben, es wird jetzt ein wenig theoretisch – aber genau dieses Modell macht verständlich, warum die Wissenschaft positive Verstärkung in den meisten Fällen als die beste und nachhaltigste Methode ansieht.


Dieses Konzept wird in der Fachwelt zwar mit unterschiedlichen Worten benannt, doch die Kernaussage bleibt immer dieselbe: Es gibt vier grundlegende Wege, um das Verhalten eines Hundes zu beeinflussen. Dabei wird entweder ein Verhalten verstärkt, sodass es in Zukunft häufiger gezeigt wird, oder ein Verhalten bestraft, sodass es seltener auftritt. Jede dieser Methoden hat ihre eigenen Auswirkungen. Lass uns einen genaueren Blick darauf werfen.

Die Begriffe „positiv“ und „negativ“ werden nicht wertend, sondern im Sinne von hinzufügen (positiv) bzw. entziehen (negativ) benutzt.

Das Modell basiert auf zwei Achsen:


  1. Verstärkung (Erhöhung der Verhaltenshäufigkeit)

    • Positive Verstärkung (etwas Angenehmes wird hinzugefügt)

    • Negative Verstärkung (etwas Unangenehmes wird entfernt)


  1. Bestrafung (Reduzierung der Verhaltenshäufigkeit)

    • Positive Bestrafung (etwas Unangenehmes wird hinzugefügt)

    • Negative Bestrafung (etwas Angenehmes wird entfernt)


Sehen wir uns das genauer mit Beispielen an:


1. Positive Verstärkung ➕➕


Ein angenehmer Reiz wird hinzugefügt, um ein Verhalten zu verstärken.

Das bedeutet, der Hund bekommt eine Belohnung, wenn er ein gewünschtes Verhalten zeigt, wodurch er dieses in Zukunft öfter ausführen wird.


Beispiel 1: Der Hund setzt sich auf ein Signal hin und bekommt ein Leckerli.

Folge: Der Hund wird in Zukunft öfter sitzen, weil er gelernt hat, dass sich das Verhalten lohnt.


Beispiel 2: Dein Hund bleibt ruhig, obwohl ein anderer Hund vorbeigeht – du lobst ihn und spielst mit ihm.

Folge: Dein Hund wird häufiger ruhig bleiben, wenn ein anderer Hund vorbeikommt.


Positive Verstärkung ist der wichtigste Pfeiler im modernen Hundetraining!

2. Negative Verstärkung


Ein unangenehmer Reiz wird entfernt, um ein Verhalten zu verstärken.

Hier lernt der Hund, dass ein Verhalten dazu führt, dass etwas Unangenehmes aufhört.


Beispiel 1: Der Hund zieht an der Leine und du übst leichten Zug aus – sobald er nachlässt, hört der Zug auf.

Folge: Der Hund lernt, dass lockere Leine = angenehme Situation bedeutet. (Zumindest in der Theorie - Praktisch gehört mehr zum Leinentraining 😉Folge diesem Link für ein persönliches Coaching: Leinentraining “Easy Walk”)


Beispiel 2: Dein Hund hat Angst vor einem lauten Geräusch (z. B. einem Rasenmäher). Du führst ihn sanft an der Leine weg, bis das Geräusch leiser wird.

Folge: Der Hund lernt, dass dein Verhalten (gemeinsam Weggehen) dazu führt, dass das unangenehme Geräusch verschwindet, und wird dir in Zukunft eher folgen.


Negative Verstärkung wird oft unbewusst angewandt, kann aber schnell zu unnötigen Druck führen.

3. Positive Bestrafung ➖➖

Ein unangenehmer Reiz wird hinzugefügt, um ein Verhalten zu verringern. Das bedeutet, der Hund erfährt eine Strafe, wenn er etwas Unerwünschtes tut.


Beispiel 1: Dein Hund springt an dir hoch, du schimpfst laut und schubst ihn weg.

Folge: In manchen Fällen kann das Hochspringen seltener werden – aber oft missversteht der Hund das Schimpfen als Aufmerksamkeit und macht es trotzdem weiter oder er wird verunsichert und ängstlich. 


Beispiel 2: Ein Hund bellt und bekommt einen Spritzer Wasser ins Gesicht.

Folge: Wahrscheinlich bellt er weniger – aber er bekommt auch Angst vor dem Wasser beziehungsweise dem Sender und wird das negativ verknüpfen.

​​

Beispiel 3: Dein Hund zieht an der Leine, und du ruckst heftig am Halsband und brüllst ihn an.

Folge: Der Hund lernt möglicherweise, weniger zu ziehen – allerdings geschieht dies durch Schmerz und Unbehagen. Dies führt zu Stress, Unsicherheit oder sogar aggressiven Reaktionen, die Beziehung zwischen Hund und Halter wird nachhaltig belasten.


Positive Bestrafung birgt viele Risiken, weil sie Stress und Angst verursacht und nachweislich die Beziehung schädigt.

4. Negative Bestrafung


Ein angenehmer Reiz wird entfernt, um ein Verhalten zu verringern.

Hier verliert der Hund etwas Positives, wenn er ein unerwünschtes Verhalten zeigt.


Beispiel 1: Der Hund springt an dir hoch, du drehst dich weg und ignorierst ihn.

Folge: Ohne Aufmerksamkeit lohnt sich das Hochspringen nicht mehr – es wird seltener.


Beispiel 2: Der Hund beißt zu fest beim Spielen zu – du brichst das Spiel sofort ab.

Folge: Dein Hund lernt, dass sanfteres Spielen angenehmer ist, weil das Spiel dann weitergeht.


Negative Bestrafung ist eine faire Methode, wenn sie richtig angewandt wird!

Vor- und Nachteile aller vier Methoden


Lass uns nun einen detaillierten Blick auf die Vor- und Nachteile aller vier Methoden werfen, damit du fundiert entscheiden kannst, welcher Ansatz für dich und deinen Hund am besten geeignet ist.


Positive Verstärkung - hinzufügen einer Belohnung


Vorteile: 

Fördert eine starke Bindung: Durch den Einsatz von Belohnungen wird eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut. Der Hund verknüpft Training mit positiven Erfahrungen, was langfristig seine Motivation steigert. 

Effektives, nachhaltiges Lernen: Hunde lernen schneller, wenn erwünschtes Verhalten belohnt wird. Sie entwickeln positive Assoziationen und wiederholen das Verhalten häufiger. 

Stressfreies Training: Der Hund bleibt entspannt und konzentriert, da ihn keine Angst oder Unsicherheit hemmt. Dadurch wird eine hohe Lernbereitschaft gefördert. 

Individuell anpassbar: Ob Leckerlis, Spiel, Sozialkontakt oder verbales Lob – positive Verstärkung kann flexibel an den Hund angepasst werden. 

Fördert Problemlösungsfähigkeit und Selbstbewusstsein: Hunde lernen, aktiv Lösungen zu finden, anstatt durch Strafen in eine passive Rolle gedrängt zu werden.


Nachteile: 

⚠️ Fehlgeleitete Verstärkung möglich: Wenn ein Hund unerwünschtes Verhalten (z. B. Betteln) unbewusst belohnt bekommt, kann sich dieses Verhalten festigen. 

⚠️ Geduld erforderlich: Im Gegensatz zu Bestrafung, die eine sofortige Wirkung haben kann, dauert es manchmal länger, bis sich das gewünschte Verhalten etabliert. 

⚠️ Abhängigkeit von Belohnungen: Falls Belohnungen nicht korrekt benutzt und oder wieder schrittweise abgebaut werden, könnte der Hund nur noch auf sichtbare Verstärker reagieren.


Negative Verstärkung - Entfernung eines unangenehmen Reizes, um Verhalten zu fördern


Vorteile: 

Wirkt oft schnell: Der Hund lernt, dass er durch ein bestimmtes Verhalten Unannehmlichkeiten vermeiden kann. Beispiel: Der Zug an der Leine lässt nach, sobald der Hund locker geht.

 ✅ Nützlich für bestimmte Trainingsformen: Wird beispielsweise im Diensthundebereich oder bei der Ausbildung von Jagdhunden angewandt.


Nachteile: 

⚠️ Verursacht Stress und Unsicherheit: Der Hund arbeitet nicht aus Freude am Training, sondern um Unannehmlichkeiten zu vermeiden. 

⚠️ Fehlende Bindungsförderung: Im Gegensatz zur positiven Verstärkung führt diese Methode zu einer distanzierten Beziehung zwischen Hund und Halter. 

⚠️ Gefahr der Fehlanwendung: Wenn unangenehme Reize nicht sofort und gezielt entfernt werden, kann der Hund verwirrt oder sogar ängstlich reagieren.


Positive Bestrafung - Hinzufügen eines unangenehmen Reizes, um Verhalten zu reduzieren


Vorteile: 

Schnelle Verhaltensunterdrückung: Ein unerwünschtes Verhalten kann durch einen unangenehmen Reiz (z. B. lautes Geräusch, Sprühstoß, körperlicher Einsatz) sofort gestoppt werden. 

In Notfällen hilfreich: Wenn ein Hund beispielsweise auf die Straße rennt, kann ein lauter Ruf oder ein energisches Eingreifen lebensrettend sein.


Nachteile:

⚠️ Erzeugt Angst und Unsicherheit: Wenn ein Hund für unerwünschtes Verhalten bestraft wird, versteht er nicht automatisch, was er stattdessen tun soll. Statt wirklich zu lernen, meidet er Situationen aus Angst – und das macht ihn langfristig unsicher und gestresst. 

⚠️ Zerstört Vertrauen und Bindung: Ein Hund, der regelmäßig bestraft wird, verliert das Vertrauen in seinen Halter. Statt sich sicher zu fühlen, beginnt er, seinen Menschen zu fürchten oder ihm aus dem Weg zu gehen. Das führt zu einer Beziehung, die auf Angst statt auf Vertrauen basiert und macht die Tierreaktionen immer unberechenbarer.

⚠️ Erhöht das Risiko von Aggression oder Vermeidungsverhalten: Ein bestrafter Hund kann entweder in sich gekehrt und ängstlich werden oder mit Aggression reagieren, wenn er keinen anderen Ausweg sieht. Viele sogenannte "plötzlichen Beißvorfälle" resultieren aus unsachgemäßer Strafe, weil der Hund gelernt hat, dass sein Verhalten unangenehme Konsequenzen hat, er aber keine Alternative bekommen hat.

⚠️ Keine nachhaltige Lösung: Strafen unterdrücken Verhalten nur kurzfristig, sie lösen das eigentliche Problem nicht. Ohne eine Alternative wird der Hund versuchen, das Verhalten entweder später wieder zu zeigen oder es durch ein anderes (oft noch problematischeres) Verhalten zu ersetzen.

⚠️ Wissenschaftlich widerlegt und ethisch unverantwortlich: Moderne Studien zeigen klar, dass aversive Methoden nicht nur weniger effektiv sind als positive Verstärkung, sondern auch langfristige Schäden verursachen können – von erhöhtem Stresslevel bis zu dauerhaften Verhaltensstörungen. 

⚠️ Verstoß gegen das Tierschutzgesetz: Es ist gesetzlich verboten, einem Tier vermeidbare Schmerzen, Leid oder Schäden zuzufügen.


Hinweis: Die Gefahr durch die Spirale der Gewalt mit positiver Bestrafung


​​Die Spirale der Gewalt im Zusammenhang mit positiver Strafe beschreibt ein gefährliches Muster, das entstehen kann, wenn Hunde mit aversiven Methoden trainiert werden – insbesondere mit Strafen wie Leinenrucks, Schreckreizen oder körperlicher Einwirkung.


Wie funktioniert die Spirale der Gewalt?


  • Der Hund zeigt ein unerwünschtes Verhalten – z. B. er bellt, springt hoch oder zieht an der Leine.

  • Der Halter setzt eine positive Strafe ein – er ruckt an der Leine, schreit den Hund an oder setzt eine Strafmaßnahme wie eine Wasserflasche oder eine Wurfkette ein.

  • Der Hund empfindet Stress, Angst oder Schmerz – er versteht aber oft nicht, warum oder wofür er bestraft wird oder welches Verhalten von ihm erwartet wird. Er kann daraus keine Alternative ableiten.

  • Statt das Problem zu lösen, reagiert der Hund nun aus der Unsicherheit heraus – er wird entweder ängstlich, zeigt Meideverhalten oder wird aggressiver.

  • Die Strafe wird intensiver, weil der Halter das Verhalten nicht unter Kontrolle bekommt – es wird härter durchgegriffen, weil der Hund scheinbar "stur" oder "dominant" ist.

  • Die Eskalation setzt sich fort – der Hund lernt, dass Konflikte mit Gewalt oder Unterwerfung gelöst werden müssen, und die Beziehung zwischen Hund und Halter leidet massiv. Die Gefahr für eine umgerichtete Aggression steigt immer weiter. 

  • Damit schließt sich ein gefährlicher Kreislauf: Der Einsatz von Strafen muss stetig verstärkt werden, da der Hund sich bis zu einem gewissen Grad an die Bestrafung gewöhnt und er nicht gelernt hat aktiv eigene Lösungen zu finden. Gleichzeitig ist er jedoch durch Angst und Stress im Lernen blockiert. Das führt entweder dazu, dass der Hund zunehmend unsicher und ängstlich wird – oder dass er aus Frustration und Hilflosigkeit aggressiv reagiert. In beiden Fällen entsteht kein nachhaltiges Trainingsergebnis, sondern eine tief gestörte Beziehung ohne Bindung zwischen Mensch und Hund. Letztlich wird der Hund unberechenbar und gleicht einer tickenden Zeitbombe, die jederzeit explodieren kann.


Langfristig führt dies zu Verhaltensproblemen, die irgendwann schwer zu korrigieren sind.

Typisches Beispiel ist die Leinenaggression


Ein Hund bellt an der Leine andere Hunde an. Der Halter reagiert mit einem Leinenruck, um das Verhalten zu unterbinden. Doch anstatt das Problem zu lösen, passiert Folgendes: Der Hund verknüpft nicht nur die Strafe mit seinem eigenen Verhalten, sondern auch mit der Anwesenheit anderer Hunde. Mit jeder Begegnung wird er unsicherer oder sogar aggressiver. Der Halter setzt erneut Strafen ein – und die Spirale dreht sich weiter.

Diese sich verstärkende Problematik ist als Leinenaggression bekannt und entsteht oft aus Hilflosigkeit. Doch es gibt einen besseren Weg! Wenn du nach einer nachhaltigen Lösung suchst, dann folge dem Link zu unserem Einzelcoaching – wir helfen dir und deinem Hund, aus diesem Kreislauf auszubrechen.


Negative Bestrafung - Entzug eines positiven Reizes


Vorteile: 

Eindeutige Konsequenzen: Der Hund versteht, dass unerwünschtes Verhalten dazu führt, dass etwas Angenehmes wegfällt (z. B. Spielabbruch bei übermäßigem Zwicken, Umdrehen beim Anspringen). 

Kein Einsatz von Angst oder Schmerz: Es wird nicht mit Schreckreizen oder Strafen gearbeitet, sondern lediglich mit dem Entzug von Privilegien. 

Effektiv bei ungewolltem Verhalten: Beispielsweise wenn der Hund an der Leine zieht und der Spaziergang erst weitergeht, wenn er sich beruhigt.


Nachteile:

⚠️ Erfordert gutes Timing: Damit der Hund den Zusammenhang versteht, muss der Entzug der Belohnung sofort (0,5 Sekunden) nach dem unerwünschten Verhalten erfolgen.

⚠️ Kann Frustration auslösen: Manche Hunde reagieren mit Frustration, wenn eine Belohnung plötzlich ausbleibt, was zu unerwünschten Ersatzhandlungen führen kann (z. B. Bellen oder Kratzen und umgerichtete Aggression).


Das war jetzt eine Menge Theorie über die vier Quadranten der Verhaltensanalyse. Doch ich denke, die Fakten sprechen für sich: Die positive Verstärkung besitzt aus der Perspektive der Verhaltensanalyse das größte Potenzial und ist die effektivste Methode, um nachhaltiges Lernen zu fördern.


Allerdings gibt es eine Grenze der positiven Verstärkung, die immer wieder hitzige Debatten entfacht. Hier ist es entscheidend, klar zu unterscheiden:


Befinde ich mich im gezielten Training oder in einer akuten Notsituation?


Genau hier liegt der Kern vieler Missverständnisse in Diskussionen über Trainingsmethoden. Im Training arbeite ich wissenschaftlich fundiert vorrangig mit positiver Verstärkung und setze gegebenenfalls negative Bestrafung ein, um Verhalten gezielt zu formen. In einer Notsituation hingegen – wenn es um unmittelbare Gefahrenabwehr geht – kann eine positive Bestrafung notwendig sein, da sie eine sofortige Wirkung hat und in der Regel zum Verhaltensabbrechen führt.


Diese Unterscheidung ist essenziell, denn Training ist ein bewusster, strukturierter Prozess, während eine Notlage schnelles und entschiedenes Handeln erfordert. Wer dies versteht, kann Trainingsmethoden differenziert betrachten und sinnvoll anwenden.


Ebenso stellt das Führen eines Hundes auf dem Trainingsplatz, der noch keine Impulskontrolle entwickelt hat und keine Leinenführigkeit erlernt hat, streng genommen eine Form der negativen Verstärkung dar. Jedes Mal, wenn der Hund in die gespannte Leine läuft und der Zug nachlässt, sobald er nachgibt, erfährt er eine unbewusste Konditionierung über diese Methode – auch wenn wir das eigentlich nicht beabsichtigen.


Daraus ergibt sich ein Widerspruch: Ideologien mit Aussagen wie „Wir arbeiten nur positiv“ oder das weit verbreitete Prinzip „Only Positive“ sind in ihrer Absolutheit eigentlich nicht korrekt. Sobald ein untrainierter Hund an der Leine geführt wird, verlassen wir bereits das reine positive Training


Moderne Ansätze im Hundetraining basieren primär auf positiver Verstärkung, weil sie langfristig die besten Ergebnisse erzielt und eine stabile, vertrauensvolle Bindung zwischen Mensch und Hund fördert. Negative Bestrafung wird in einigen Fällen gezielt eingesetzt, um dem Hund die Konsequenz eines unerwünschten Verhaltens verständlich zu machen – zum Beispiel durch das Wegnehmen einer Ressource (z. B. Spielabbruch bei grobem Verhalten).


Negative Verstärkung kann sich in der Praxis jedoch unbewusst einschleichen, vor allem in alltäglichen Situationen wie der Leinenführigkeit, wenn der Druck der Leine nachlässt, sobald der Hund sich in die gewünschte Richtung bewegt. Auch wenn diese Lernmechanismen nicht aktiv genutzt werden, sind sie oft unvermeidbar.


Positive Strafe hingegen sollte im modernen Training vermieden werden, da sie das Vertrauen zwischen Hund und Halter schädigen kann. Es gibt jedoch seltene und ungeplante Extremsituationen, in denen sie notwendig sein kann, um unmittelbare Gefahr abzuwenden. In solchen Momenten kann eine schnelle, aversive Maßnahme nötig sein, um den Hund zu schützen.

Zusammenfassend: Ja, es ist nicht immer möglich, ausschließlich mit positiver Verstärkung zu arbeiten, aber das Ziel bleibt, aversive Methoden auf ein absolutes Minimum zu reduzieren und sie nur in Notfällen bewusst und mit Bedacht einzusetzen.


Wo liegt die Grenze der positiven Verstärkung - Extremsituationen: Wenn alle Mittel recht sind



Stell dir vor, ein Hund rennt unangeleint auf eine stark befahrene Straße zu. In diesem Moment zählt nur eines: Sein Leben zu retten!

Ob ich stampfe, laut schreie – nein, brülle – oder, falls ich nah genug dran bin, ihn körperlich stoppe, ist in dieser Situation völlig egal. Hier geht es nicht um Training, sondern um Gefahrenabwehr. In solchen Ausnahmefällen ist auch der Einsatz von positiver Strafe gerechtfertigt, denn das Wohl des Hundes steht an erster Stelle.


Was bedeutet das für unser Training?


Aversiv bezeichnet den Einsatz unangenehmer Reize im Training, um unerwünschtes Verhalten zu unterdrücken.

Der wichtigste Punkt ist: Aversive Maßnahmen sollten niemals unser langfristiger Trainingsansatz sein.


Wenn wir in einer Extremsituation gezwungen sind, einen negativen Reiz einzusetzen, dann ist das für uns ein Marker, der uns zeigt: Hier besteht Trainingsbedarf!


Anstatt uns darauf zu verlassen, dass wir den Hund im Notfall immer wieder durch Strafe oder laute Signale stoppen können, dürfen wir uns fragen:


 ✅ Welches Alternativverhalten wollen wir in dieser Situation sehen?


 ✅ Wie können wir dieses Alternativverhalten gezielt mit positiver Verstärkung aufbauen?


Indem wir im Alltag bewusst trainieren und den Fokus auf erwünschtes Verhalten legen, reduzieren wir langfristig den Bedarf, überhaupt in den aversiven Bereich eingreifen zu müssen.


Strafe mag in einer Notsituation das Mittel der Wahl sein – aber sie sollte niemals unser Plan A sein. Unser Ziel muss es sein, den Hund so zu trainieren, dass wir erst gar nicht in eine Situation kommen, in der wir zu aversiven Mitteln greifen müssen. Und genau das ist modernes, wissenschaftlich fundiertes Hundetraining.


Gibt es den einen richtigen Weg?


Kommen wir nun zu unserer eingangs gestellten Frage zurück: Gibt es DIE eine richtige Methode im Hundetraining?


Wie so oft im Leben lautet die Antwort: Es kommt darauf an. Es kommt auf den individuellen Hund, seine Lernerfahrungen, das Trainingsziel, die Beziehung zwischen Hund und Halter, den Halter und die jeweilige Situation an.


Doch eines steht fest:


Die Wissenschaft zeigt klar, dass positive Verstärkung die effektivste und nachhaltigste Methode ist, um Hunde zu trainieren und eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen.


Negative Bestrafung kann sinnvoll sein, um dem Hund verständlich zu machen, dass sich unerwünschtes Verhalten nicht lohnt.


Negative Verstärkung und positive Bestrafung hingegen müssen mit äußerster Vorsicht angewendet werden, da sie leicht zu Stress, Angst und gefährlichen unerwünschten Nebenwirkungen führen können. Sie sollten nur in absoluten Ausnahmefällen und mit tiefgehendem Wissen über ihre Auswirkungen genutzt werden, haben aber in der Notfallsituation ihre Berechtigung. 


Letztendlich geht es nicht um ein starres Schwarz-Weiß-Denken, sondern um bewusste, verantwortungsvolle Entscheidungen im Training. 


Ein guter Hundehalter:innen erkennt, wann welche Technik sinnvoll ist – und wann sie mehr Schaden als Nutzen bringt.


Ich hoffe sehr, dass du nun mit fundiertem Wissen in zukünftige Debatten gehen kannst und ein klares Verständnis dafür hast, wie du dein Hund-Halter-Team auf eine gesunde, vertrauensvolle Beziehung ausrichtest. Dein Hund wird es dir danken, wenn du bewusst mit den verschiedenen Methoden umgehst und dabei immer sein Wohl im Blick behältst.


🍀 Glückliche Beziehung mit tiefer Bindung ❤️
🍀 Glückliche Beziehung mit tiefer Bindung ❤️

Und weißt du was? Ich gebe dir noch eine kleine Mission fürs Tierwohl mit auf den Weg:


Du darfst jetzt offiziell klugscheißen – natürlich mit Herz und Verstand! ♥️

Ein Schritt in Richtung Tierwohl
Ein Schritt in Richtung Tierwohl

Denn nur, wenn wir unser Wissen teilen, können wir gemeinsam etwas verändern. Manchmal braucht es nur einen kleinen Denkanstoß, um festgefahrene Meinungen ins Wanken zu bringen. Also sei mutig, setze ein Zeichen für faires Hundetraining und erinnere Menschen daran, dass Respekt, Vertrauen und Verständnis der Schlüssel zu einer echten Mensch-Hund-Harmonie sind.

Und wenn du keine Lust auf Diskussionen hast, dann empfehle doch einfach unseren Artikel weiter. 


In diesem Sinne: Viel Freude beim Training und beim liebevollen Aufklären! 🐾



Ausblick: Was dich im nächsten Artikel erwartet


Im nächsten Artikel tauchen wir erneut in das "W" und das “O” unserer W.O.L.F. + Erfolgsformel der Mensch-Hund-Harmonie ein. Diesmal widmen wir uns dem essentiellen Kern der positiven Verstärkung: dem “richtigen Belohnen”. Denn eine Belohnung ist nur dann wirklich effektiv, wenn sie richtig eingesetzt wird!


Was denkst du über die 4 Quadranten des Hundetrainings?


Hast du bereits Erfahrungen mit verschiedenen Trainingsmethoden gemacht?Hast du bewusst unterschiedliche Ansätze eingesetzt? Welche Erfolge oder Herausforderungen hast du dabei erlebt?


Teile deine Gedanken und Erfahrungen mit uns in den Kommentaren – wir freuen uns auf den Austausch! 


Viel Erfolg beim Training und bis zum nächsten Mal!

Dein Johannes & das Team von WolfSpirit – Hundeschule 🐾


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Anmerkung vom Autor: Wenn Dir dieser Artikel gefallen hat, lass uns doch ein Herz da oder schreib mir direkt in die Kommentare. Auch persönliches Feedback ist herzlich willkommen – ich schreibe schließlich für Euch da draußen und ohne Eure Rückmeldungen weiß ich nicht, ob ich auf dem richtigen Weg bin.

Also, hau gern in die Tasten – ich freu mich drauf! 😊❤️


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